Geschichte der Amparampis (Fingerpuppenfrauen) „Leonas / Löwinnen“
aus El Alto, Bolivien
El Alto (spanisch „die Höhe“) ist mit rund 850.000 Einwohnern (Stand 2012), die zweitgrößte Stadt Boliviens und liegt unmittelbar westlich oberhalb von La Paz, zu dem es bis 1985 als Stadtteil gehörte. Sie bildet zusammen mit La Paz den bevölkerungsreichsten Ballungsraum Boliviens (ca. 2 Millionen Einwohner). In El Alto liegen zahlreiche Industriebetriebe und der höchstgelegene internationale Flughafen der Welt. El Alto liegt auf einer Höhe zwischen 3.850 und 4150 m auf der trockenen Hochebene des Altiplano. Das Stadtgebiet umfasst eine Gesamtfläche von 1.042 km². El Alto gehört zu den ärmsten Städten der Welt, da sich die Elendsviertel der Stadt La Paz hierher verlagert haben: mehr als 70 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze, 88 Prozent der Menschen sind Analphabeten oder verfügen nur über geringe Schreib- und Lesefertigkeiten. Immer noch haben die meisten Wohnviertel weder einen Wasser- noch einen Stromanschluss. Im krassen Gegensatz dazu stehen die neuen Seilbahnanlagen die als Verbindung zwischen La Paz und El Alto entstanden sind. Die Gondelbahnen verbinden den tiefer gelegenen Regierungssitz La Paz mit der Stadt El Alto. Das Seilbahnnetz besteht zurzeit aus 3 Linien und soll nach seiner Fertigstellung das größte urbane Seilbahnnetz der Welt bilden.
Die Geburtsstunde der Gruppe war im Jahr 2000. Das Projekt war anfangs nicht dazu gedacht Fingerpuppen zu verkaufen, sondern als eine Art Hausfrauentreff, um eine Gruppe zu bilden und verschiedene Handarbeiten zu erlernen. Es kam eine Frau aus Peru, die verschiedene Fingerpuppen mitbrachte, wie den Esel, das Schaf, den Löwen und die Schildkröte. Dies dienten als erste Vorlagen und die Frauen lernten nach und nach die ersten Puppen zu stricken.
Später lernten die „Leonas“ Eva Pevec aus Deutschland kennen. Sie war Mitarbeiterin einer NGO durch Eva Pevec kam die Idee, Puppen in besserer Qualität zu stricken, um sie zu exportieren. Eli, eine Frau aus dem Projekt und in El Alto zuhause, entwarf zudem neue Fingerpuppen-Modelle. In dieser Zeit bestand die Gruppe aus 27 Frauen. Durch unterschiedlichste Lebensumstände verließen immer mal wieder Frauen das Projekt. Die Frauen stricken die Puppen in Heimarbeit; ein bis zwei Mal in der Woche treffen sie sich in ihren Räumen am Nachmittag, um Bestellungen zu besprechen und Qualitätsprüfungen (jede Puppe wird kontrolliert) durchzuführen. Die verschiedenen Arbeiten sind in unterschiedliche Zuständigkeitsbereiche aufgeteilt.
Heute besteht das Projekt aus 12 Frauen. Sie verdienen mit dem Stricken der Fingerpuppen den Unterhalt, der für die Kosten im Haus nötig ist. Zwei Frauen der Frauen bestreiten mit ihrem Verdienst den gesamten Unterhalt ihrer Familie. Die zehn anderen Frauen haben ihre Ehemänner, die noch etwas Geld dazuverdienen.
Das Projekt beinhaltet mehr als „Arbeit“: Die Frauen helfen sich gegenseitig. Sie sind untereinander sehr verbunden. Es ist fast ein Leben, diese 18 Jahre; ihre Kinder kennen sich untereinander (sie bringen sie manchmal zu den Treffen mit). Manche der Kinder sind nun groß und gründen selbst Familien. Andere der Frauen sind mittlerweile Großmütter geworden. Es ist ein Leben zusammen!
Die „Leonas“ fühlen sich immer noch sehr verbunden mit Eva Pevec, die mittlerweile mit einem Mann aus El Alto verheiratet ist und dort seit 2015 wieder wohnt, aber mittlerweile in einem anderen Projekt arbeitet. Eva Pevecs Eltern haben den Verkauf in Deutschland sehr unterstützt. Sie wohnen in Waldbröl und sind mittlerweile Mitte/Ende Siebzig. Der langjährige Mitarbeiter Tobias Pabel ist nach Deutschland zurückgekehrt. Daher ist im Sommer 2019 Eva Pevec als ehrenamtliche Koordinatorin erneut bei den Fingerpuppenfrauen eingestiegen.
Letztendlich danken wir allen UnterstützerInnen in der Schweiz, Österreich und Deutschland, die unsere Fingerpuppen kaufen und auch den Verkauf weiter ausbreiten.