Liebe Bolivien-SpenderInnen!

 

Im Namen der Fingerpuppengruppe “Las Leonas” möchte ich mich ganz herzlich für die grosszügige Spende bedanken! Wir haben vor rund drei Wochen eine vorherige Spende an die Frauen auszahlen können. Ich fragte nun die Frauen, inwiefern ihnen diese geholfen hat und wie sie die neue Spende einsetzen werden.

Um Ihnen einen kleinen Einblick in die Lebenssituation einiger Frauen zu geben kann ich ihnen folgendes berichten:

Jede der 12 Frauen (11 strickende plus Verwaltungsfrau) befindet sich diese Wochen durch die sehr strikt auferlegten Quarantäne zwar Covid-19 frei aber auch in unterschiedlichen Notsituationen. Nur zwei können mit dem fortlaufenden Verdienst der Ehemänner (Polizisten) rechnen. Die anderen müssen auf die Einnahme ihrer Männer verzichten, da diese ihren Gelegenheitsjobs nicht nachkommen können. Sie sind Maurer, Elektriker, Fahrer von Minibus, Taxi oder Lastwagen. 3 Frauen leben ohne ihren Mann und sind ganz auf sich allein gestellt.

In dieser Zeit rücken die meisten Familien näher: erwachsene Kinder, die ebenfalls im informellen Sektor arbeiteten, haben keine Einkommen mehr und kommen zu den Eltern, die ebenfalls kein Einkommen haben. Einige Frauen, die Schulkinder haben, können diese Tage einen einmaligen Bonus pro Kind von 500.- Bs (rund 70.- EUR) in Anspruch nehmen. Zum Verleich: der geregelte Mindestlohn liegt bei 2122.- Bs. Die meisten Frauen kaufen davon Gemüse, Obst und haltbare Lebensmittel. Die Quaränte dauert nun schon über einen Monat an.

Eine Frau berichtet, dass sie eine heftige Erkältung hatte und das verschriebene Medikament 85.- Bs kostet, dies sollte sie sich dreimal spritzen lassen. Nach einer Spritze ging es ihr schon viel besser und für weitere Spritzen fehlte ihr das Geld. Mit Eurer Unterstützung will sie nun aber die Behandlung fertig machen, um einen Rückfall zu vermeiden.

Eine Leona berichtet von ihrem Sohn, der sich im Wehrdienst befindet und auf Unterhalt durch die Mutter angewiesen ist. Nun kann sie ihm Geld überweisen. Eine Frau, deren Mann Polizist ist, sagte, er habe seinen Lohn nicht bei der Bank abheben können, weil er Schichtdienst hatte und ja nur einmal pro Woche “privat” raus darf. Durch die Spende konnte sie für diese Tage doch noch Lebensmittel kaufen. Eine weitere Frau berichtete, dass ihre Tochter, die samt Lebenspartner und Kleinkind bei ihr lebt, ihren eigenen Herd und ein anderes Küchengerät verkauft hat, um Lebensmittel kaufen zu können. Da sie zusammen wohnen, kochen sie nun wieder an einem Herd. Ein Ehemann würde sobald die Quarentäne wieder aufgehoben wird, wieder mit dem Minibus arbeiten wollen, jedoch muss er zuvor die Batterie ersetzen. Geld dafür hat er keins. Mit Hilfe der Spenden wird er nun doch wieder arbeiten können. Eine Frau berichtete, dass ihr Sohn, der selbst 3 Kleinkinder hat, nach Brasilien zum Arbeiten ging, inzwischen aber den Kontakt zu seiner Familie abgebrochen hat. Die Leona, also die Grossmutter, kann ihren Enkelkindern nicht helfen, da sie und ihr Mann zur Zeit kein Einkommen haben. Und die junge Mutter lebte auch nur von Gelegenheitsarbeiten. Eine andere wohnt in Miete, sie hofft, dass der Vermieter sie nicht rausschmeisst.

Und so gibt es eine und andere weitere Geschichten, die selbst mir zusetzen. Die Frauen können diese Wochen zu Hause weiter stricken, jedoch können sie sich nicht treffen, um ihre Produkte abzugeben und sie können auch keinen Check entgegen nehmen.

Die Spenden konnte ich als Bargeld im Bankautomaten abheben und in Umschläge verteilt weiterreichen. Die Frauen organisieren sich intern, damit jede an “ihrem” Tag, an dem sie das Haus verlassen darf, ihren Umschlag abholen kann.

Nun, wie lange diese Situation anhält wissen wir nicht. Selbst wenn die Quaränte aufgehoben wird, ist die Gefahr der Ansteckung sicherlich sehr hoch und das Gesundheitssystem in Bolivien ist sehr schlecht. Aus diesem Grunde werden sicherlich viele Menschen auch weiterhin kein ausreichendes Einkommen erwirtschaften können. Daher danken wir Ihnen allen und wünschen Ihnen viel Gesundheit und Lebensmut!

 

Mit herzlichen Grüssen aus Bolivien! Eva Pevec und die Leonas

 

 

  Danke für die Spenden